Hölzerne Hochhäuser / Wooden Skyscrapers

Vorweg sei gesagt: das umweltfreundlichste Gebäude ist das, was gar nicht gebaut wird. Immerhin verursachen Gebäude bis zu 40% der globalen CO2-Emissionen. Wenn aber gebaut wird, sind im Sinne der Nachhaltigkeit Alternativen zu gängigen Baustoffen gefragt. Holz ist hier sicher das Naheliegendste und beim Bau von Einfamilien- oder Ferienhäusern bekannt und beliebt. Bei Mehrfamilienhäusern und Gewerbeimmobilien allerdings ist die Holzbauweise noch eher eine Seltenheit. Aber es gibt inzwischen Beispiele, die zeigen, dass Holz als Werkstoff durchaus geeignet ist, um mehrgeschossig Wohn- oder Gewerbeeinheiten zu bauen.

Moholt | www.mdh.no | Copyright: @ivanbrodeyphotography

Als nachwachsender und lokal verfügbarer Werkstoff bietet Holz eine Alternative zu energieintensiven Werkstoffen, wie Beton und Stahl und kann den Klimaeinfluss von Gebäuden um bis zu 50 % reduzieren, die Bauzeit verkürzen und über die Lebensdauer des Gebäudes hinweg Kohlendioxid speichern. Außerdem lässt es sich relativ unkompliziert recyceln. Natürlich ist aber auch Holz nicht unbegrenzt verfügbar und eine wertvolle Ressource, mit der verantwortungsvoll umgegangen werden muss.

Mjøstårnet | Copyright: www.moelven.com

Ich werde in den nächsten Monaten verschiedene Einsatzmöglichkeiten von Holz als Baustoff vorstellen. Heute machen Hochhäuser aus Holz den Anfang. Da ich hier einen persönlichen Blog schreibe kann ich ja auch meine Meinung kundtun und verraten, dass ich eigentlich überhaupt keine Hochhäuser mag. Sie haben für mich schnell die Anmutung von Käfigen in der Massentierhaltung. ABER ich denke gerade um, denn natürlich ist mir auch klar, dass im Sinne einer möglichst geringen Bodenversiegelung es viel Sinn macht, in die Höhe zu bauen. Abgesehen davon, dass eine Reduzierung der Wohnfläche natürlich auch Ressourcen spart – allein beim Heizen. Bei immer mehr Single-Haushalten fördert außerdem eine Gemeinschaft in einem Wohnkomplex im Idealfall das soziale Miteinander. Mal ganz abgesehen davon, dass es in Städten finanziell immer weniger Menschen möglich sein wird, sich ein freistehendes Einfamilienhaus leisten zu können. Denn Platzmangel treibt nun einmal die Quadratmeterpreise hoch.

Wenn also Hochhäuser, dann bitte so, dass sie durch die Architektur und durch die Baumaterialien Atmosphäre und Lebendigkeit ausstrahlen. Eine Begrünung ist eine Möglichkeit (dazu an anderer Stelle mehr), Holz als Baustoff eine andere.

Hier nun einige europäische Beispiele für Hochhäuser aus Holz:  


Let’s start by saying: the most environmentally friendly building is the one that is not built at all. After all, buildings cause up to 40% of global CO2 emissions. But when buildings are constructed, alternatives to common building materials are in demand in terms of sustainability. Wood is certainly the most obvious choice here and is well-known and popular for the construction of single-family homes or holiday homes. For apartment buildings and commercial properties, however, timber construction is still rather a rarity. But there are now examples that show that wood as a material is quite suitable for building many multi-storey residential or commercial units.

As a renewable and locally available material, wood offers a good alternative to energy-intensive materials such as concrete and steel and can reduce the climate impact of buildings by up to 50 %, shorten the construction time and store carbon dioxide over the life of the building. It is also relatively easy to recycle. Of course, wood is also not available in unlimited quantities and is a valuable and limited resource that must be used responsibly.

Over the next few months, I will be showing various ways in which wood can be used as a building material. Today I will start with wooden skyscrapers. Since I’m writing a personal blog here, I can also share my opinion and reveal that I don’t really like high-rise buildings at all. For me, they quickly have the appearance of cages in factory farming. BUT I’m rethinking it, because of course I’m also aware that it makes a lot of sense to build upwards in order to keep soil sealing as low as possible. Apart from the fact that a reduction in living space naturally also saves resources – in heating alone. And with more and more single households, a community in a housing complex ideally supports social togetherness. Not to mention the fact that fewer and fewer people in cities will be able to afford a free-standing single-family house. After all, a lack of space drives up the price per square metre.

If high-rise buildings are to be built, then please do so in such a way that they radiate life and liveliness through their architecture and building materials. Greenery is one possibility (more on this in another article), wood as a building material is another.

Here are some examples of high-rise buildings made of wood:

Mjøstårnet | Copyright: www.moelven.com

Mjøstårnet (Norwegen)

Das derzeit höchste Holzgebäude der Welt steht in Norwegen. Mjøstårnet ist ein 18-stöckiges, gemischt genutztes Gebäude in Brumunddal, das im März 2019 fertiggestellt wurde und mit einer Höhe von 85,4 m offiziell das höchste Holzgebäude der Welt. Mjøstårnet bedeutet übersetzt „der Turm des Mjøsa-Sees“. Das Gebäude ist nach Norwegens größtem See benannt, der 100 km von Oslo entfernt ist.

The tallest wooden building in the world at the moment is in Norway. Mjøstårnet is an 18-storey mixed-use building in Brumunddal, completed in March 2019, and is officially the tallest wooden building in the world at 85.4 metres high. Mjøstårnet translates as „the tower of Lake Mjøsa“. The building is named after Norway’s largest lake, which is 100 km from Oslo.

Stockholm Wood City | Copyright: www.al.se

Stockholm Wood City (Schweden)

Stockholm Wood City, wird das weltweit größte städtische Bauprojekt aus Holz. Baubeginn soll 2025 sein.

Stockholm Wood City, will be the world’s largest urban building project made of wood. Construction is scheduled to start in 2025.

Sara Kulturhus & The Wood House | www.visitskelleftea.se/en/sara
https://elite.se/en/hotels/skelleftea/thewoodhotelbyelite/ | Copyright: www.visitskelleftea.se/en

Kulturzentrum Sara & Wood Hotel (Schweden)

Mitten im Herzen der kleinen nordschwedischen Stadt Skellefteå erhebt sich seit 2021 das Kulturzentrum Sara. Es ist eines der höchsten Holzgebäude der Welt und Skellefteås neuer Treffpunkt für Konzerte, Aufführungen, Treffen, Kunstausstellungen, Veranstaltungen und vieles mehr. Angegliedert ist das Wood Hotel mit 205 Zimmern. Das verwendet Holz stammt ausschließlich aus lokaler Quelle, was den Transportbedarf drastisch verringerte.

In the heart of the small northern Swedish town of Skellefteå, the Sara Cultural Centre has been rising since 2021. It is one of the tallest wooden buildings in the world and Skellefteå’s new meeting place for concerts, performances, meetings, art exhibitions, events and much more. Attached is the Wood Hotel with 205 rooms. The wood used is all locally sourced, which drastically reduced the need for transport.

Gerade als ich meinen Artikel fertig hatte, erschien in der FAZ ein Bericht über genau dieses Bauprojekt. Sehr lesenswert (aber hinter einer Paywall): https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunst-und-architektur/hochhaus-ganz-aus-holz-in-schweden-gebaut-nachhaltige-architektur-19136696.html

Moholt | www.mdh.no | Copyright: @ivanbrodeyphotography

Moholt (Norwegen)

Das Studentendorf „Moholt“ in Trondheim ist ein Nachverdichtungs-Projekt. Insgesamt fünf Wohntürme mit Gemeinschaftseinrichtungen im Erdgeschoss, wie Kindergarten, Fitnessräume, Lebensmittelladen, Wäscherei oder Friseur. Auch im Gebäudeinneren ist Kiefernholz das vorherrschende Material: Deutlich heller als außen, bedeckt es Wände, Treppenuntersichten und einen Teil der Decken. Auch die Einbaumöbel sind daraus gefertigt.

The student village „Moholt“ in Trondheim is a post-densification project. A total of five residential towers with communal facilities on the ground floor, such as a kindergarten, fitness rooms, grocery shop, laundry or hairdresser. Pine wood is also the predominant material inside the building: much lighter than on the outside, it covers walls, stair soffits and part of the ceilings. The built-in furniture is also made of it.

ROOTS | Copyright: ©GARBE Immobilien Projekte, Störmer Murphy and Partners
https://www.garbe-immobilien-projekte.de/projekte/hamburg-roots

Roots (Deutschland)

Auch in Deutschland gibt es Projekte zu Holz-Hochhäusern. In Hamburg ist das „Roots“ im Bau und wird mit seinen 65 Metern (vorläufig) das höchste Holzgebäude des Landes werden. Das 18-stöckige Gebäude wird künftig Teil des Entrées für das Elbbrückenquartier in der Hamburger HafenCity sein. Insgesamt werden 181 Wohnungen realisiert. Zudem bezieht die Deutsche Wildtierstiftung insgesamt 4.000 m², die Ausstellungs-, Büro- sowie Gastronomiefläche beinhalten. Fertigstellung des vom Hamburger Architekturbüro Störmer Murphy und Partners entworfenen Komplexes ist für 2024 geplant.

There are also projects for wooden skyscrapers in Germany. In Hamburg, the „Roots“ is under construction and, at 65 metres, will (for the time being) be the tallest wooden building in the country. The 18-storey building will in future be part of the entrée for the Elbbrückenquartier in Hamburg’s HafenCity. A total of 181 flats will be built. In addition, the German Wildlife Foundation will move into a total of 4,000 m², which will include exhibition, office and catering space. Completion of the complex, designed by Hamburg architects Störmer Murphy and Partners, is scheduled for 2024.

WoHo Berlin | https://utb-berlin.de/woho-das-wohnhochhaus/ | Copyright: Mad Arktikter

WoHo (Deutschland)

In Berlin ist ein Hochhaus geplant, das sogar 98 Meter hoch werden soll. Das WoHo in Kreuzberg ist ein Entwurf des norwegischen Architekturbüros Mad arkitekter, was den Realisierungswettbewerb der Stadt Berlin gewonnen hat. Lediglich Kerne und das Untergeschoss sollen aus Stahlbeton errichtet werden, der Rest ist aus Holz. Durch die Sockelkomposition, Auskragungen und Vorsprünge im Turm soll Bewegung entstehen, die durch die Lebendigkeit der begrünten und klar gegliederten Raster-Holzstruktur der Fassade ergänzt wird.

A high-rise building is planned in Berlin that will be as tall as 98 metres. The WoHo in Kreuzberg is a design by the Norwegian architecture firm Mad arkitekter, which won the realisation competition of the city of Berlin. Only cores and the basement are to be built of reinforced concrete, the rest is made of wood. The base composition, projections and protrusions in the tower create movement, which is complemented by the liveliness of the green and clearly structured grid wood structure of the façade.

Wer sich nach dieser visueller Reise zu den Möglichkeiten des Holzhausbaus nochmal etwas theoretischer mit dem Thema befassen will, der findet in dem Artikel „Holzzeitalter: Warum das Baumaterial der Stunde eine große Zukunft hat“ von Oona Horx Strathern eine gute Einführung: Warum Holz als Baustoff Zukunft hat (zukunftsinstitut.de)

Autorin: Maike Kristina Harich

Wie immer wähle ich die Inhalte meiner Artikel rein nach meinem Interesse aus, so dass keines der hier erwähnten Unternehmen für eine Erwähnung bezahlt hat.